Zola – Erwachen
Ursprünglich als Trilogie geplant, sind mittlerweile alle drei Teile fertig. Vielleicht wollen manche Geschichten ganz einfach weitererzählt werden, denn die Geschichte von Zola ist auch mit dem dritten Teil nicht zu Ende erzählt?
Titel: „Zola – Erwachen“
Genre: Science Fiction / Jugendbuch
Zum Inhalt:
Zola ist 16 und lebt in einer Zweiklassengesellschaft, aus der es scheinbar kein Entkommen gibt. Menschen sind rechtlos und arbeiten für mysteriöse Besitzer, über die wenig bekannt ist, da sie sich gegenüber den Menschen isolieren.
Was diese Besitzer als Kooperation zweier Spezies beschreiben, ist in Wahrheit nichts weiter als Sklaverei.
Hoffnung auf Freiheit existiert nur in alten Mythen, welche im Geheimen unter den Menschen kursieren.
Erst als Zola auf eine Plantage verkauft wird, um dort zu arbeiten, lernen sie und ihre Freundlin Satya mehr über die Besitzer und geraten in neue Formen der Abhängigkeit, die ihre Leben in eine gefährliche Richtung lenken.
Zola nimmt die Herausforderungen an und riskiert damit ihre gesamte Existenz, um sich die vage Hoffnung auf ein besseres Leben in einer Kolonie freier Menschen zu erfüllen.
Leseprobe:
Neue Welt
Man nennt mich Zola, ich bin laut Daten 16 und auf dem Weg in ein neues Leben. Mein altes Leben war kein Leben, sondern eine Aneinanderreihung von miesen Tagen, in denen ich viel erlebt habe, das ich gerne wieder vergessen würde. Leider ist das Gedächtnis nicht so leicht zu kontrollieren wie ein Datenwürfel, also werden meine schlechten Träume mich mit großer Wahrscheinlichkeit auf alle Zeit begleiten.
Ich weiß nicht, wo ich geboren wurde oder wer meine Eltern sind, aber es gibt nichts zu klagen über Dinge und Menschen, die man nie gekannt hat und die man folglich nie vermissen wird.
Aufgewachsen bin ich am Rande einer kleinen Stadt, die nur schwerlich die Bezeichnung Stadt verdient. Es war ein Ungetüm, mehr ein stinkender Moloch mit grauen Gebäuden, die den Himmel auf schmale Schlitze zwischen dem allmächtigen Beton reduzierten. Die Stadt hieß Zabre, in der Provinz Oldekka, einer Region, in der viel Industrie angesiedelt ist. Schornsteine pumpen ihren gelben Rauch in den Himmel und manchmal ist die Luft so trüb, dass die Sonne ihren Glanz verliert. Die meisten von uns aber blicken ohnehin nicht nach oben. Wir leben, um zu arbeiten und wer dazu nicht mehr in der Lage ist, dem drohen die Biofabriken, über deren eigentlichen Zweck nur Gerüchte existieren. Manche erzählen, dort würde an Menschen experimentiert, man teste Gentherapien, Nahrungsersatzstoffe und Medikamente. Es kümmert niemanden, solange nur ein paar arme Schweine dabei draufgehen. Im Allgemeinen ist jeder darauf bedacht, sich selbst irgendwie über Wasser zu halten und nicht zu viele Fragen zu stellen.
Wie für die meisten von uns war mein Zuhause ein Heim, in dem nur die überleben, welche sehr früh lernen, was es heißt, für sich selbst zu sorgen. Als letzte in der Essensschlange zu stehen, bedeutet hungrig zu Bett zu gehen. Schwäche zu zeigen, heißt für immer ein Opfer zu sein. Im Laufe der Jahre habe ich verstanden, dass es sich um eine Form der Auslese handelt. Wer hart genug ist, das Heim zu überstehen, besitzt eine reelle Chance, ein paar Jahre in einer Fabrik oder in den Kolonien als Arbeitskraft zu überleben. Keiner macht sich Hoffnung, alt zu werden. Jedem geht es nur um den nächsten Tag und die nächste Mahlzeit. Ein anderes Leben kann ich mir nicht vorstellen und nur die wundersamen Geschichten von Iwahla haben mich in seltenen Momenten mit Fantasien erfüllt, in denen ein besseres Dasein möglich scheint.
Wenn ich ehrlich bin, ist es Iwahlas Verdienst, dass ich das Heim überlebt habe. Sie war es, die mir ab und an ein Stück Brot zugesteckt hat und manchmal sogar etwas, bei dem es sich vielleicht um Fleisch gehandelt haben könnte. Von welchem Tier es stammte, wollte ich nie wissen, aber Fleisch ist Fleisch und gibt Kraft, also aß ich es und war dankbar dafür. So dankbar wie ein Mensch nur sein kann.
Iwahla arbeitete in der medizinischen Abteilung des Heims. In erster Linie war es ihr Job, dafür zu sorgen, dass sich keine ansteckenden Krankheiten ausbreiteten. Eine Epidemie in einem Heim war das Letzte, was die Führung gebrauchen konnte. Auch wenn wir wenig bedeuten in den Augen der Besitzer, so hat doch ein jeder einen gewissen materiellen Wert und kann einen kleinen Gewinn erbringen, wenn er erwachsen wird und man ihn als Arbeitskraft verkauft.
Iwahla war für mich das, was vielleicht für andere eine Mutter ist. Sie nahm mich von Zeit zu Zeit in den Arm, tröstete mich und erzählte mir Geschichten, die aus alten Tagen stammen. Ich weiß bis heute nicht, was davon wahr ist und wahrscheinlich werde ich es niemals herausfinden. Ebenso wenig ist es mir möglich zu wissen, warum sie sich gerade meiner und Asam annahm, während sie zu den anderen Kindern kaum eine Bindung besaß. Ich verstehe, dass sie nicht allen helfen konnte und deshalb ihre Kraft und Ressourcen gezielt einsetzen musste. Warum aber Asam und mich?
Ich hoffe, dass sie in uns etwas sah, das sich mir irgendwann erschließen wird. Ich hoffe, wir waren es wert, gerettet zu werden.
In jeder Sekunde, in der mich die Erinnerungen an Zabre heimsuchen, entferne ich mich von diesem alten Leben. Ich weiß nicht, wie schnell ich bin. Was wissen wir Menschen schon darüber, mit welcher Geschwindigkeit eine solche Reise abläuft? Wir liegen in unseren stählernen Schlafkabinen, träumen und denken und hoffen unentwegt auf ein besseres Leben. Ob wir es finden, weiß niemand. Zabre ist nun bereits so weit entfernt, dass ich es selbst mit einem Teleskop nicht mehr erblicken könnte. Um mich herum ist nur Finsternis. Ein kleines Licht, wie Iwahla es entzündete, um mir und Asam vorzulesen, was würde ich dafür nun geben?
Lies was